Theodor, was für ein Name für einen Demokraten! Gott hat sich aus vielen Völkern ein Volk erwählt. Damit ist noch lange nicht gesagt, daß Volksverherrlichung Pflicht wird, denn es hat damit gar nichts zu tun. Es ist damit nun schon gar nicht gesagt, daß ein “Demos” zur Kratie berechtigt ist, und es geht auch nicht um Monarchen, sondern schlicht nur darum, daß eben Gott aus vielen Völkern eines erwählt hat. Das gibt dem Volk Israel Vorrang, nicht dem Völkischem.
Es ist ebenso falsch, von einer “Demokratie-Aversion” zu reden, einem Begriff, der – so ist es ja bei den Demokraten immer – Demokratiekritik ins Subjektive und Krankhafte drängt. Es handelt sich jedoch nicht um eine unbewußte Emotion, sondern Demokratiekritik wächst aus vernünftiger Betrachtung in Theorie und Praxis, realistischer Folgenabschätzung, aus Liebe zum Menschen und der Beachtung von Recht.
Daß natürlich Menschen, die unter demokratischer Willkür schwer leiden müssen, womöglich eine Aversion entwickeln, ist nicht diesen, sondern den demokratischen Menschenschindern anzulasten – und zwar genau dann, wenn die Übergriffe rechtswidrig erfolgen. Und ohne Rechtsbruch ist Demokratie schon definitorisch nicht zu haben. Sie ist eben keine Jurarchie sondern ein Gewaltsystem zur Durchsetzung eines irgendwie ermittelten angeblichen Volkswillens.
Zur Sache selbst: Chesterton wendet sich hier an Demokraten, die die Tradition altmodisch bis lächerlich finden und weist diese daraufhin, daß nur ein Parameter der demokratischen Grundlegung geändert werden muß, hier bei der Definition der Menge der dem “Volk” zugehörigen Personen – und die herablassenden Demokraten schon in einer Zwickmühle stecken, nun entweder die Demokratie ebenso lächerlich finden zu müssen wie die Tradition oder die Herablassung auf die Tradition aufzugeben. Das hat schon was.
Daß die Tradition tatsächlich etwas Urkatholisches ist, brauche ich hier nicht weiter zu erläutern, doch auch die Protestanten kanonisieren nicht die Bibel in jeder Generation neu. Der Himmel bleibt weiß, Fantasie mag die Vorstellung ändern, die Realität bleibt ebenso wie die heilsbringende Wahrheit.
